Warum eigentlich Physiotherapie für Hunde?
In diesem Gastbeitrag von Eva Hetzel (Tierheilpraktikerin und Hundephysiotherapeutin) erfahren sie wann Physiotherapie für Hunde angebracht ist, welche Therapiemöglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen und worauf sie achten sollten.
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Warum eigentlich Physiotherapie für Hunde?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Weil es nachweislich hilft und weil es unsere Fellnasen verdient haben. Renommierte Studien legen nahe, dass besonders Phasen der Rehabilitation nach Operationen signifikant verkürzt werden, wenn der Hund physiotherapeutisch behandelt wird. Ebenfalls lässt sich erkennen, dass geriatrische Beschwerden mit Maßnahmen innerhalb der Physiotherapie deutlich gemildert oder sogar verbessert werden können.
Kurativ ist sie also eine Therapieform von der unsere Fellnasen enorm profitieren können.
Oftmals vergessen wird, dass man präventiv ebenso gut arbeiten kann.
Die alten Chinesen wären sicher stolz, wenn wir Europäer nicht immer strikt westlich denken würden und uns viel mehr damit beschäftigen, dass Krankheiten jeglicher Art erst gar nicht entstehen.
In China werden Ärzte nämlich danach beurteilt und bezahlt die Gesundheit ihrer Patienten zu erhalten, so dass sie erst gar nicht erkranken.
Letztendlich lässt sich so auch mit der Physiotherapie verfahren. Auf sie kann man zurückgreifen, dass Probleme innerhalb des Bewegungsapparates so lang wie möglich hinausgezögert werden oder erst gar nicht entstehen.
Denn nicht nur wir Menschen werden durchschnittlich immer älter, auch die Tiere erreichen im Durchschnitt ein immer höheres Alter.
Immer wieder interessant ist die Tatsache, dass bei uns Menschen niemand die Frage nach dem WARUM stellen würde, wenn es um das Thema Physiotherapie geht. Die Physiotherapie im humanmedizinischen Bereich ist immerhin eine alt bewährte und längst fest etablierte Therapieform.
Bei Hunden ist sie erst seit den 90-ger Jahren in Deutschland bekannt.
In anderen Ländern wie Schweden, den Niederlanden und den USA ist diese Therapieform für Hunde schon wesentlich länger ein Teil der Veterinärtherapie und wird dort dementsprechend schon einige Zeit praktiziert.
Ist man praktizierender Therapeut merkt man das besonders daran, dass einige Therapiegeräte und Trainingsutensilien nur im Ausland erhältlich sind und Anbieter auch ihren Hauptsitz in diesen Ländern haben.
Nichtsdestotrotz ist seit einigen Jahren die Hundephysiotherapie auch hier zu Lande auf dem Vormarsch, worüber ich mich persönlich sehr freue.
Wann ist Physiotherapie bei meinem Hund denn nun angebracht?
Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht. Es lassen sich sehr viele Indikationen aufzählen, bei denen eine physiotherapeutische Behandlung notwendig und empfehlenswert wäre.
Aus Erfahrungen langjährig tätiger Therapeuten und den Ergebnissen von Langzeitstudien, lassen sich die häufigsten Indikationen zur Therapie wie folgt ableiten:
Skeletterkrankungen
Verschleißerscheinungen
Gelenkentzündungen
Nervenerkrankungen/Lähmungen
Reha-Behandlung nach Operationen
Altersbeschwerden/Geriatrie
Natürlich ist eine Vorstellung bei einem Physiotherapeuten auch immer dann sinnvoll, wenn man als Besitzer das Gefühl hat, dass etwas mit seinem Hund nicht stimmt. Vielleicht läuft er nicht rund, humpelt von Zeit zu Zeit oder man bemerkt allgemeine Veränderungen im Bewegungsablauf des Tieres.
Es ist immer besser, einmal mehr als einmal weniger kontrollieren zu lassen und somit auf Nummer sicher zu gehen und mögliche Schmerzen nicht weiter entstehen zu lassen.
Welche Therapieformen haben also mit der Zeit Einzug in
die Veterinär-Physiotherapie gehalten?
Glücklicherweise haben sich die Therapiemöglichkeiten für unsere Vierbeiner in den letzten Jahren deutlich verbessert.
Sie reichen von Vibrations- und Schallwellentherapie über Low-Level-Lasertherapie bis hin zu Magnetfeldtherapie, Akupunktur, transkutaner elektrische Nervenstimulation (TENS) und therapeutischer Ultraschalltherapie. Die sogenannten apparativen Therapien umfassen also ein breites Spektrum und lassen sich bei unterschiedlichsten Problemen individuell für das Tier zusammenstellen.
Ebenfalls erfolgreich eingesetzt werden die physikalischen Therapien.
Hierzu werden unter anderem die klassische Massage, Kryo- und Wärmetherapie sowie die Lymphdrainage gezählt. Die aktive und passive Mobilisation einzelner Gelenke oder ganzer Körpersegmente spielt besonders bei älteren Tieren und während der Rehabilitationsphase eine entscheidende Rolle.
Während bei der passiven Mobilisation der Therapeut die Aufgabe hat, Gelenke und Strukturen zu mobilisieren, kommt diese Aufgabe bei der aktiven Mobilisation dem Tier zu.
Die passive Mobilisation zeichnet sich dadurch aus, dass Gelenke oder Segmente behutsam durch Dehnung, Extension und Flexion physiologisch bewegt werden, um so die Beweglichkeit zu erhalten oder wiederherzustellen.
Aktive Mobilisation erfolgt meistens indem man das Tier zu Bewegungseinheiten animiert, die es selber ausführen muss. Dies kann in Form von Hürdentraining und Gerätearbeit erfolgen. Der Phantasie des Therapeuten sind für den Trainingsparcours also fast keine Grenzen gesetzt. Voraussetzung und höchstes Gebot beim Training sollten jedoch immer die individuelle Kondition und der Gesundheitszustand des Tieres sein.
In der Therapie immer beliebter wird es auch sich die positiven Eigenschaften des Wassers zu Nutzen zu machen.Die Hydrotherapie kann in Form von therapeutischem Schwimmen oder der Aquatherapie auf einem Unterwasserlaufband erfolgen.
Hier ist es besonders wichtig vor dem Training mögliche Kontraindikationen abzuklären. Wie fälschlicherweise immer noch oft angenommen, eignet sich die Hydrotherapie nämlich nicht für alle Tiere.
Tiere mit Problemen im Rückenbereich sollten beispielsweise auf das Schwimmen verzichten. Die Rückenbelastung ist hier für betroffene Tiere viel zu hoch. Sie sind auf dem Unterwasserlaufband wesentlich besser aufgehoben.
Jedoch stellen besonders Herzleiden und Nierenerkrankungen absolute Kontraindikationen für jede Form der Hydrotherapie dar. Ebenso gehören bestimmte Autoimmunerkrankungen, akute Entzündungen, Hauterkrankungen und Fieber zu den Gründen, die gänzlich gegen die Hydrotherapie sprechen.
In diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen ist, dass es auch für die klassische Physiotherapie allgemeine Kontraindikationen gibt. Ein versierter Physiotherapeut wird Sie vor der Behandlung darauf hinweisen, sollte er diese bei Ihrem Tier feststellen.
Fieber, Entzündungen und bestimmte Tumorarten führen dabei die Liste möglicher Kontraindikationen an.
Kasper und Zohmann, 2011, ergänzen die Liste durch Herzerkrankungen, Blutungsneigung, arteriellen Verschluss und frische Operationen.
In jedem Falle sollten aber alle physiotherapeutischen Behandlungen individuell auf jedes einzelne Tier abgestimmt werden. Die Bedürfnisse der Tiere sind so unterschiedlich wie die Tiere selbst und erfordern immer einen individualisierten Behandlungsplan.
Was dem einen Tier hilft, muss noch lange nicht zum Erfolg bei einem anderen Tier führen.
Diese Tatsache verdeutlicht einmal mehr, dass Individualität und Ganzheitlichkeit einen wesentlichen Faktor in der Therapie darstellen.
Physiotherapie und ganzheitliche Tiermedizin - Eine effektive Kombination
Die Kombination von Physiotherapie, wie auch allgemeiner medizinischer Behandlung und Ganzheitlichkeit stehen innerhalb meiner Arbeit an oberster Stelle. Ganzheitlichkeit bedeutet für mich, das Tier in seiner Gänze zu betrachten. Dazu gehören seine Lebensumstände sozialer und ökologischer Natur, psychische Gegebenheiten und pathologische Faktoren.
Die Physiotherapie ist eine Therapieform, die sich ergänzend auf bestehende Probleme anwenden lässt, jedoch kann man auch die Physiotherapie selbst durch unterschiedliche Therapiemethoden bestens ergänzen und so ein noch besseres Ergebnis erreichen.
In diesem Zusammenhang lässt sich sehr gut homöopathisch und phytotherapeutisch arbeiten.
Wichtig hierbei ist, dass die ausgewählten Mittel auf das jeweilige Tier abgestimmt sind und man mit Berücksichtigung aller Hintergrundfaktoren die richtigen Medikamente wählt. Nur so kann man gewährleisten, dass man dem Tier etwas Gutes tut anstatt ihm zu schaden.
Alternative Therapien können nach Absprache und gründlicher Anamnese auch komplementär zur Schulmedizin eingesetzt werden. Oftmals erreicht man durch sie eine Reduktion starker Schmerzmittel und hilft so den Körper des Tieres zu entlasten und gelichzeitig zu unterstützen.
Ein Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen stellt für mich den größtmöglichen Erfolg sicher. Die endgültige Entscheidung über mögliche Therapieverfahren bleibt aber natürlich dem Tierhalter überlassen.
Zu guter Letzt noch eine Herzensangelegenheit.
Scheuen Sie sich nicht bei Unklarheiten auf den Behandler Ihres Tieres zuzugehen.
Ein guter Therapeut wird Sie und Ihr Tier mit Ihren Anliegen nicht alleine lassen und Ihnen mögliche Fragen zur Behandlung und weiteren Therapien beantworten.
Pfote drauf.
Eva Hetzel, geprüfte Tierheilpraktikerin (VDT), Hundephysiotherapeutin, Pädagogin (B.A.)
Facebook: SaniPet Ganzheitliche Tiermedizin und Hundephysiotherapie
Instagram: @Sanipet_tierheilpraxis
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Es werden die klassischen Schmerzmittel vorgestellt, aber auch Neuraltherapie, Akupunktur, Goldimplantation, Physiotherapie und andere Therapieformen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf orthopädischen Erkrankungen.
Tolles Fachbuch für Therapeuten. Für "normale" Hundehalter weniger geeignet.
Vielen lieben Dank an Eva Hetzel für diesen sehr informativen und interessanten Artikel!
Wenn sie mehr über Physiotherapie und Eva Hetzel erfahren möchten, schauen sie einfach auf ihrer Website und/oder Facebook / Instagram vorbei.
Mehr zum Thema Schmerzen erfahren sie in diesem Beitrag: Schmerzen beim Hund erkennen und behandeln
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Katharina Medaglia
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